Ausgedruckt von https://rems-murr-kreis.city-map.de/city/db/160603082300/geschichte-regionales

Geschichte & Regionales

B�cher �ber den Rems-Murr Kreis

Von der Rems zum Golden Gate
Auswanderer aus dem Rems-Murr-Kreis
Von Karin de la Roi-Frey
Preis: 14,80 �
94 Seiten mit mehreren Abbildungen,
. ISBN 978-3-86705-026-6, Verlag Bernhard A. Greiner
Hunger, Not und Unterdr�ckung, aber auch Abenteuerlust weckten in vielen Menschen den Wunsch, eine bessere Zukunft durch die Auswanderung in ein anderes Land mit (scheinbar) unbegrenzten M�glichkeiten zu bekommen. Erfolg und Gl�ck, aber auch Not und Scheitern erwarteten die Menschen in ihrer neuen Heimat.

Auswahl

Christian Rapp

Unterdr�ckung, Hunger und die aufkeimende Revolution hatte Christian Rapp hinter sich gelassen, als er 1790 nach Kanada auswanderte. Es gab genug Land, und frei war der Mensch dort sowieso. Er war 19 Jahre alt, hatte in Stuttgart das Handlungswesen gelernt und machte sich nun in dem Gesch�ft selbstst�ndig, das schon sein Vater in Cannstatt betrieben hatte: Tabak. Von Columbus einst nach Europa mitgebracht, wuchs er zun�chst in den Zierg�rten der europ�ischen H�fe, wurde dann als Medizin verordnet (z.B. bei weiblicher Unfruchtbarkeit) und landete schlie�lich in den Tabakpfeifen. Tabak war ein teures Gut und wurde nur von den wohlhabenden Schichten in gr��eren Mengen konsumiert.
Als Christian Rapp 1790 im Hafen von Quebec am Sankt-Lorenz-Strom das Schiff verlie�, betrat er einen Ort mit engen Gassen und kleinen H�usern, der schon �ber 160.000 Einwohner hatte. Es war kein Zufall, da� Christian Rapp nach Quebec ging. Dort entstand eine der �principal tobacco-producing regions in Canada�. (1) Sieben Jahre soll er dort eine Tabakfabrik geleitet oder besessen haben. Dann kehrte er 1797 zur�ck in seine alte Heimat. Dabei geh�rte er keineswegs zu den erfolglosen R�ckkehrern, die nun auch noch dem Hohn und Spott in der alten Heimat ausgesetzt waren. Nein, er hatte in Kanada viel gelernt und nun gro�e Pl�ne. Und da kam ihm die gute Partie einer nicht unverm�genden Schorndorferin gerade recht. Sie entstammte der Wirtsdynastie He�, die ihre �L�wen�, �Hirsche� und �Ochsen� in Fellbach, Schorndorf, Obert�rkheim und Waiblingen betrieben. Johannes He�, der Vater von Christiane war der Ochsenwirt in Schorndorf.
Und nun stand also der Schwiegersohn vor der T�r. Der aber kam eigentlich aus Cannstatt, war dann ausgewandert und nun ohne B�rgerrecht im Herzogtum W�rttemberg. Was f�r andere unerschwinglich und ein Grund zum Auswandern darstellte, machte Christian Rapp keine Probleme. Er bezahlte die erforderliche Summe und erhielt im November 1797 das B�rgerrecht in Schorndorf. Zu Beginn des folgenden Jahres ging an Herzog Friedrich II. die Bitte um Gew�hrung einer Konzession zur Gr�ndung einer Tabakfabrik (2), die man zu dieser Zeit als Tabakm�hle bezeichnete. Im Geb�ude der heutigen Johann-Philipp-Palmstra�e 7 an der Ecke zur Konstanzerhofgasse begann nun die Verarbeitung amerikanischer und pf�lzischer Tabake, die er unter den Namen �Schwarzer Reiter�, �Korn�hre� und � als kleine Verbeugung vor dem Haus W�rttemberg � �Herzog Ulrich� zum Rauchen und Schnupfen in den Handel kamen. Rapp konnte einen soliden Absatz verzeichnen. Zeitweise besch�ftigte er fast zwanzig Personen, und seiner Fabrik wurde von offizieller Seite best�tigt, �bei stets aufger�umten Vorr�ten den besten Fortgang� (3) zu haben.
Die gesellschaftliche Anerkennung folgte seinen gesch�ftlichen Erfolgen. Er verkehrte in den Schorndorfer Honoratiorenkreisen, geh�rte zu den ausschlaggebenden M�nnern der �rtlichen Politik und war von 1819 bis 1821 Schorndorfer Stadtschulthei�. �ber das Ehe- und Familienleben der Rapps aber legten sich immer wieder dunkle Schatten. Von den dreizehn Kindern der Rapps �berlebten nur drei. Tochter Amalie heiratete Adolf Burk, der sp�ter als Inhaber der Tabakfabrik Rapp genannt wird. Ein Nachkomme erz�hlt, wie es damals dort zuging: �Im Erdgescho� befindet sich ein Laden, �ber dessen T�rbogen eine Tafel in Goldschrift zu wissen gibt, da� hier die Tabakfabrik ist und in dessen Innerem der Kommis [Handlungsgehilfe] � und das alte Ameile aus gro�en Steingutgef��en Schnupftabak auswiegen. � Hinter dem Laden kommt eine ger�umige Packstube, in welcher das Faktotum �Schnupf- und Rauchtabak sorglich in F�sser und Kisten verstaut, und dann gelangt man durch eine Glast�re zu dem Prokuristen � Das B�ro des Chefs schlie�t sich an. Von dort betritt man einen hohen, weiten Raum, in dem etwa zwanzig M�dchen ger�uschvoll mit Holzschlegeln Tabak in T�ten stampfen.� (4)
Ein halbes Jahrhundert war vergangen, seit Rapp das Schorndorfer B�rgerrecht erhalten hatte. Am Vormittag des 17. Dezember 1853 ist er �nach nur dreit�gigem Krankenlager im 83. Lebensjahr sanft verschieden.� (5) Das Leben hatte es gut mit ihm gemeint. Rapp lebte �bis ins hohe Alter im Besitz voller Geisteskr�fte� und konnte seinen Nachkommen die Fr�chte seiner Auswandererjahre in Kanada hinterlassen.
1��� Encyclopedia Canadian, 1973, S. 87
2��� HSTAS: A 202, B� 2448; A 213, B� 3511
3��� Oberamtsbericht Schorndorf, zit. nach: Typisch im Rems-Murr-Kreis, hg. von Walter Wannenwetsch, Heft 17, o.J. o. O., S. 54
4��� Burk, Walter: Der Gfr�rnig. Die Geschichte einer Kindheit, 1949, zit. nach Fischer, Erhard: Schorndorfer K�pfe. Ausw�rts geborene Pers�nlichkeiten in ihrer Beziehung zu der Stadt, Schorndorf 1999, S. 154
5��� SchwChr, 21.12.1854
Geschichte der Stadt Schorndorf, hg. von der Stadt Schorndorf, Stuttgart 2002
Wandel, Uwe Jens: Schorndorfer Projekte III.Die Manufaktur im Schlo� 1766-1769, In: Heimatbl�tter 9/1992. S. 34
LKA W�rttemberg
Quelle: Karin de la Roi-Frey
Von der Rems zum Golden Gate. Auswanderer aus dem Rems-Murr-Kreis.
Remshalden 2008
Verlag Bernhard Albert Greiner, ISBN 978-3-86705-029-6, 14,80 Euro
(Bildnachweis: Geschichte der Stadt Schorndorf, hg. von der Stadt Schorndorf, Stuttgart 2002, S. 321.)

Karten & Stadtpläne
In der Region suchen